Apnoetauchen - Wissenswertes

Spezifische Gefahren des Freitauchens

Wie auch in anderen Sportarten gibt es beim Apnoetauchen sportartspezifische Gefahren. Das größte Risikopotential liegt im Sauerstoffmangel, der sich beim Tauchen einstellt, dicht gefolgt von Verletzungen im Zusammenhang mit dem Wasserdruck. Durch umsichtiges und der jeweiligen Situation angepasstes Verhalten, lassen sich jedoch die meisten Risiken auf ein kalkulierbares Maß reduzieren. Im Abschnitt Sicherheit findet sich dazu mehr. Im Folgenden eine (nicht erschöpfende) Aufzählungen der größten Gefahrenquellen.

Blackout (BO)

Während der Apnoe sinkt kontinuierlich der Sauerstoffpartialdruck in unseren Lungen. Sinkt er unter einen gewissen Schwellenwert, so kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns. Direkt Folge ist eine plötzlich eintretende Ohnmacht (Blackout). An Land noch vergleichsweise harmlos, ist der Blackout im bzw. unter Wasser fatal. Ohne fremde Hilfe bleiben die Atemwege des Tauchers unter Wasser, was ein sicheres Ertrinken zur Folge hat. Grundsätzlich unterscheidet man anhand der zu Grunde liegenden Ursache zwei Typen des Blackouts.

Schwimmbadblackout

Wie der Name schon sagt, tritt diese Form der Ohnmacht in der Regel bei den Pooldisziplinen Static und Dynamik auf. Der Atem wird so lange angehalten, bis die kritsche Schwelle des Sauerstoffpartialdrucks unterschritten ist. Ohne Vorwarnung wird der Taucher ohnmächtig. Durch eine falsche Atmung vor dem Tauchen (Hyperventilation) wird die CO2-Konzentration in den Lungen stark abgesenkt, so dass der Atemreiz verzögert eintritt. In dieser Situation ist die Gefahr eines Blackouts stark erhöht, weshalb eine korrekte Atmung vor der Apnoe von großer Bedeutung ist.

Flachwasserblackout

Diese Art des Blackouts hat seine Ursache in den besonderen Druckverhältnissen bei einem Tieftauchgang. Er tritt daher nur auf, wenn auf Tiefe getaucht wird. Während des Abstiegs steigt der Umgebungsdruck und damit auch der Sauerstoffpartialdruck in unserer Lunge stark an. In der Tiefe wird unserem Körper daher suggeriert, mit Sauerstoff sogar überversorgt zu sein. In der Tat tritt in dieser Tauchphase nur höchst selten ein Blackout auf. Problematisch ist jedoch etwa das letzte Drittel des Aufstiegs. Der Umgebungsdruck sinkt und damit der Sauerstoffpartialdruck in unserer Lunge. Je nach Aufstiegsgeschwindigkeit ist es sogar möglich, dass sich die Diffusionsrichtung des Sauerstoffs umgekehrt, was bedeutet, dass Sauerstoff vom Blut zurück in die Lunge diffundiert. Sinkt der Partialdruck des Sauerstoffs unter eine gewisse Schwelle, so tritt ohne jegliche Vorwarnung ein Blackout ein. Daher ist es unabdingbar, dass in dieser Phase des Tauchgangs ein zweiter Taucher in unmittelbarer Nähe zum Athleten den Aufstieg überwacht und im Falle einer Ohnmacht sofort eingreifen kann, um den bewusstlosen Taucher an die Oberfläche zu bringen.

Grundsätzlich ist bei beiden Formen des Blackouts zu beachten, dass sie auch noch nach dem Auftauchen auftreten können. Da nach dem ersten Atemzug bis zu 30 Sekunden verstreichen können, bis der neu eingeatmete Sauerstoff das Gehirn erreicht, ist in dieser Zeit erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Die Arbeit des Sicherungstauchers endet also nicht mit dem ersten Atemzug des Apnoeisten, sondern erst eine gewisse Zeit später, wenn der Taucher wieder offensichtlich stabil und erholt ist.

Loss of motor control (LMC)

Nicht jede Sauerstoffunterversorgung des Gehirns zeigt sich schlagartig durch einen Blackout. Manchmal kommt es auch, meist unmittelbar nach dem Auftauchen, zu einem sogenannten Loss of motor control, zynisch auch Samba genannt. Dabei verliert das Gehirn Kontrolle über manche Muskelareale des Körpers. Dies äußert sich durch Krämpfe oder unkontrollierte Bewegungen. Oft ist der Nacken betroffen (man macht eine unwillkürliche Nickbewegung), allerdings kann dies überall oder auch am ganzen Körper auftreten. Wichtig ist, dass der Taucher vor Verletzungen (Kopf schlägt gegen Beckenrand) geschützt wird und, dass die Atemwege über Wasser gehalten werden. Wichtig ist auch, den Taucher zum Einatmen zu animieren, da ein LMC nicht selten in einen Blackout übergeht. In der Regel stabilisiert sich hier nach ca. 30 Sekunden die Lage und der Taucher hat wieder Kontrolle über seinen gesamten Körper. Wie beim Blackout muss man auch hier mit einem zeitverzögertem LMC nach dem Auftauchen rechnen.

Barotraumata

An der Wasseroberfläche beträgt der Luftdruck je nach Höhenlage ungefähr 1 Bar (das entspricht einem Kilogramm pro cm2). Unter Wasser nimmt der Druck je 10 Meter Tiefe um 1 Bar zu. Das Volumen von Luft nimmt hingegen reziprok zum Druck ab, so wird beispielsweise 1 Liter Luft bei einem Druck von 4 Bar (entspricht 30m Tiefe) auf einen Viertel Liter komprimiert. Dies passiert jedoch nur, wenn das Luftvolumen überhaupt komprimierbar ist (z.B. in einem Luftballon). Ist die Luft in einem starren Behältnis eingeschlossen, behält sie ihr Volumen, dafür liegt aber an der Oberfläche des Behälter die jeweilige Druckdifferenz an. Befördert man beispielsweise einen luftgefüllten Kanister auf die Tiefe von 30m, so liegt auf den Wänden ein Druck von 3 Bar, was einem Gewicht von 3kg/cm2 entspricht. Im menschlichen Körper gibt es eine Reihe von luftgefüllten Hohlräumen. Je nach dem, ob diese Hohlräume starre Begrenzungen haben, ändert sich ihr Volumen, oder es wird beim Abtauchen eine Druckdifferenz entstehen. Jeder der in einem Schwimmbad mal auf den Boden getaucht ist, weiß, welche Schmerzen solche Differenzen z.B. in den Ohren verursachen können.

Mittelohr

Unter drucktechnischen Gesichtspunkten ist das Mittelohr ein starrer luftgefüllter Hohlraum, der vom Trommelfell und vom wassergefüllten Innenohr begrenzt wird. Taucht man ab, so spürt man diese Druckdifferenz direkt auf dem Trommelfell. Dieses hält jedoch nur Belastungen bis etwa 0.5 Bar aus (variiert je nach Quelle). Steigt die Druckdifferenz weiter an, so reißt das Trommelfell und Wasser dringt ins Mittelohr. Neben einem gerissenen Trommelfell stellt sich auch eine hohes Infektionsrisiko des Mittelohrs ein. Desweitern wird -zumindest bei kalten Wasser- das Gleichgewichtsorgan gereizt, so dass starker Schwindel und Orientierungslosigkeit einstellen, was unter Wasser ebenfalls fatale Folgen haben kann. Ein gerissenes Trommelfell ist jedoch nicht die einzig mögliche Verletzung der Ohren. Bei weniger starken Druckdifferenzen kann zum Beispiel Gewebsflüssigkeit in das Mittelohr eindringen. Mehr Hintergrundinformationen zu diesem Thema findet man auf dieser Seite.

Um eine schädliche Druckdifferenz zu vermeiden, ist ein häufiger und effizienter Druckausgleich nötig. Gerade bei oder kurz nach einer Erkältung ist solch ein Ausgleich aufgrund des geschwollenen Gewebes nicht immer möglich. In diesem Falle sollte unbedingt auf das Tauchen verzichtet werden.

Stirn-und Nebenhöhlen

Auch die diversen Höhlen des menschlichen Schädels sind starre luftgefüllte Hohlräume. Diese sind jedoch über Öffnungen mit dem Nasen-Rachenraum verbunden, wodurch ein ständiger Druckausgleich stattfindet. Leidet man unter einer Neben-oder Stirnhöhlenentzündung oder ganz allgemein an einer Erkältung, so sind diese Öffnungen durch geschwollene Schleimhäute oft verlegt. In diesem Falle ist kein Druckausgleich möglich. Man spürt dies meist durch stechenden Schmerz im Schädel (z.B. unter den Augen). In solch einem Falle muss ebenfalls auf das Tauchen verzichtet werden, bis die Erkältung vollständig abgeklungen ist.

Gesicht

Trägt man eine Tauchmaske, so ist auch der Innenraum der Maske ein prakisch starrer luftgefüllter Hohlraum. Daher muss während des Abtauchens der Druck auch in der Maske ausgeglichen werden, was durch sparsames Ausatmen in die Maske geschieht. Sollte dies nicht geschehen hat man mit starken Schmerzen im Gesicht, bzw. um die Augen zu rechnen. Darüberhinaus können Kapillargefäße in den betroffenen Gesichtspartien und im Auge reißen, was solch ein Barotrauma auch kosmetisch betrachtet recht unschön macht. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit eines Druckausgleichs sind Schwimmbrillen ohne Nasenerker zum Tieftauchen absolut ungeeignet.

Außenohr

Die Ohrmuschel ist üblicherweise kein luftgefüllter Hohlraum, kann es jedoch werden, wenn die Kopfhaube des Anzugs zu fest über dem Ohr sitzt. In diesem Falle ist ein gewohnter Druckausgleich in das Mittelohr kaum möglich (es gibt ja auch keine Druckdifferenz mehr), woran man diese Situation (umg. Hoodsqueeze) auch meist zuerst bemerkt. An diesem Punkt sollte man sofort auftauchen, ansonsten hat man mit Blutergüssen an den Ohren zu rechnen.

Lunge

Im Gegensatz zu den oben genannten Hohlräumen, ist die Lunge nicht starr. Beim Abtauchen wird sie durch den Wasserdruck komprimiert und wir müssen uns dort nicht um einen Druckausgleich kümmern. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Der hier zu betrachtende Hohlraum ist nämlich nicht direkt die Lunge, sondern der umgebende Hohlraum des Brustkorbs. Dieser ist nur bis zu einem gewissen Grad elastisch. Ab einer Tiefe von ca. 30-35 Metern (abhängig von individuellen physischen Parametern) ist der Brustkorb maximal zusammengedrückt. Taucht man tiefer stellt sich ein Unterdruck in der Lunge ein, was dazu führen kann, dass Blut oder Gewebsflüssigkeitder in die Lungenbläschen eindringt. Zwar hat der Körper Schutzmechanismen wie den Bloodshift, um den Unterdruck entgegenzuwirken, allerdings benötigen diese viel Training, um sich auszubilden. Symptome eines Lungenbarotrauma sind Atemnot und schaumig-blutiger Husten. In solch einem Falle, sollte sofort mit dem Tauchen aufgehört werden und ein Arzt bzw. der Rettungsdienst verständigt werden.

Umwelt

Wie bei anderen Wassersportarten auch, ist man beim Apnoetauchen etlichen Gefahren, die im Zusammenhang mit offenen Gewässern auftreten, ausgesetzt. Dazu zählen beispielsweise Gezeiten, Strömungen, gefährdender Boots-bzw. Schiffsverkehr. Ebenso ist die Wetterentwicklung stets zu beobachten. Der Bodensee ist für plötzlich auftretende Nebelfelder und Starkwinde berüchtigt. Taucher in tropischen Gewässern sollten sich vorher stets über die lokale Fauna und Flora informieren. Gerade im roten Meer trifft man häufig auf giftige Feuerfische (siehe Bild), die sich gerne in der Nähe des Seils aufhalten. Grundsätzlich gilt die Regel "Anschauen: ja, Anfassen: nein!".